Derzeit fühle ich mich wie die Leserin eines Krimis, in dem anfänglich nicht viel passiert, aber sich die Spannung langsam aufbaut und man ständig mit etwas ganz Furchtbarem rechnen muss.
Ich verbringe den Winter in einem kleinen Dorf im Norden Neufundlands und habe vielen Leuten beschrieben, wie hart die Wintermonate in dieser Gegend sind: die brutalen Schneestürme, die Whiteouts, die eiskalten Winde, die von der Arktis herunterwehen, der gefrorene Ozean. Bislang ist das Wetter indes relativ erträglich gewesen, mit viel Regen und nicht soviel Schnee.
Es kann trotzdem bald richtig schlimm werden. Das Warten auf das Unvermeidliche, die Furcht vor dem Unbekannten ist nervtötend. Ich warte derzeit auch auf die Reaktionen meiner Testleserinnen und -leser, die meinen neuen Krimi “Kalte Klippen” durchkämmen. Vor einigen Tagen habe ich ihnen die Rohfassung zum Lesen geschickt. Jetzt können ihre Reaktionen jeden Tag eintreffen. Werden sie begeistert oder enttäuscht sein? Werden sie mit Kritik oder Lob aufwarten? Gefällt ihnen die Ermittlerin Calista Gates erneut? Und ist die Auflösung am Schluss eine völlige Überraschung?
Auf die Härten des Neufundländer Winters kann ich mich vorbereiten (ich halte Schuhspikes für meine Wanderstiefel, eine wärmende Gesichtsmaske und ein halbes Dutzend dicke Handschuhe bereit). Aber auf die Rückmeldungen von motivierten und belesenen Buchkritikern gibt es keine Vorbereitung. Mein einziger Trost ist das Wissen, dass (fast) alle Autorinnen und Autoren vor dem Urteil der Leserschaft zittern.
Wenn die Rückmeldungen positiv ausfallen, bin ich innerlich bereit, mich dem harten Winterwetter zu stellen, was es auch bringen möge. Und im Frühling werden Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, den neuen Krimi verschlingen können!