Ich weiß, dass der Virus Covid-19 das Leben vieler Menschen auf den Kopf gestellt hat – eures wahrscheinlich auch, nicht wahr? So viele zerstörte Hoffnungen, Ziele in der Zukunft, Familien, Arbeitsstellen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, was Leute durchmachen, vor allem jene, die schon vorher zu kämpfen hatten.
Ich verbringe den Sommer wie schon seit Jahren in Neufundland, aber ich brauchte eine Sondergenehmigung der Provinzregierung, um von British Columbia hierherzukommen. Als erstes musste ich zwei Wochen in Quarantäne verbringen. In der Provinz Neufundland und Labrador gibt es praktisch keine neuen Virusfälle. Die Menschen hier machen sich deshalb nicht so sehr Sorgen um eine Ansteckung, sondern eher um die Arbeit und das Einkommen. Neufundland lebt vom Tourismus, aber dieses Jahr sah ich nur wenige Besucher die Gegend durchstreifen.
Mein Schriftstellerinnenleben hat sich durch die neue Situation nicht grundlegend verändert. Ich muss sagen, es ist eher besser geworden. Mein Kanada-Krimi “Mörderischer Morgen” wird in der englischen Übersetzung Anfang November veröffentlicht. Darauf freue ich mich sehr! Ich schreibe weiter emsig an meinem neuen Krimi, der in St. Anthony an der nördlichen Spitze Neufundlands spielt. Die RCMP-Polizistin Calista Gates, die von vielen meiner Leserinnen und Lesern ins Herz geschlossen wurde, ermittelt erneut. Ich arbeite auch an einem Reiseführer über Neufundland und Labrador.
Neben dem Bücherschreiben führe ich ein einfaches Leben, was mir sehr gefällt. Ich habe wie viele Neufundländer Kartoffeln angepflanzt. Wer hätte das gedacht! Ich ging auch wilde Beeren pflücken in der Tundra, was ebenfalls ein Hobby der Einheimischen ist. An einem windig-warmen Sommerabend macht das unheimlich Spaß. Ich mache meinen eigenen Joghurt und backe Brot mit einer Kruste – ganz nach Schweizer Art. Das passt gut zum frischen Kabeljau aus dem Nordatlantik, den mir mein Fischer nach Hause bringt. Am Strandufer wachsen wilde Erbsen, die auf meinem Speiseplan landen. Vor allem genieße ich die Schönheit wilder Blumen im Norden Neufundlands. Diese Pracht ist einfach unerreicht. Es gibt soviel, wofür ich dankbar sein kann.